Und weiter gehts mit Teil 2 unseres Island-Reiseberichts aus dem Jahr 2019. Den ersten Teil, vom Flughafen über Geysir, Gullfoss, Jökulsárlón nach Vik könnt ihr hier nachlesen.
Nach einer angenehmen Nacht im Haus Carina in Vik, erkundeten wir weiter die Umgebung. Am östlichen Rand von Vik gibt es einige ausgedehnte Lupinenfelder sowie einen recht markanten Bergrücken. An dessen Spitze in Richtung Meer befindet sich die Hjörleifshöfði-Höhle. Über eine kurze Schotterpiste erreichten wir die Spitze des Felsrückens. Bei tierisch starkem Wind ließen wir unser Auto stehen und liefen ein paar Meter um den Bergrücken herum auf die dem Meer zugewandte Seite. Relativ schnell wird die Höhle sichtbar. Die Öffnung im Felsen hat eine sehr markante Form, die Yoda aus Star Wars ähnlich sieht. Deswegen wird sie oft auch als Yoda-Höhle bezeichnet.



Ist man in Vik, darf ein Besuch des Black Sand Beach “Reynisfjara” nicht fehlen. Dies ist der bekannteste Strand in Island und gleichzeitig einer der gefährlichsten, da hier bei Sturm unberechenbare Wellen an Land gespült werden. Da der Strand sehr bekannt ist, ist in normalen Jahren auch entsprechend viel los und man muss Glück haben, ungestört ein schönes Fotos machen zu können. Mit seinen Basaltfelsen, den im Meer stehenden Felszacken Reynisdrangar und dem Blick auf die Halbinsel Dyhólaey, auf der wir ja am Abend vorher waren, ist dies aber definitiv einer der schönsten und typischsten Orte Islands. Im Internet sieht man recht häufig düstere Fotos von diesem Ort. Diese Stimmung passt sehr gut zu den Felszacken im Meer und den vielen umherfliegenden Vögeln. Als wir dort waren, wurden wir jedoch mit schönstem Wetter und blauem Himmel empfangen. So ergaben sich etwas andere, aber nicht minder schöne Fotos.

Ebenfalls in der Nähe von Vik befindet sich das berühmte DC-3 Flugzeugwrack am schwarzen Strand. Natürlich wollten auch wir das Flugzeug gerne sehen. Nachdem wir am späten Abend vorher bereits einen Versuch abgebrochen hatten, da man ca. eine dreiviertel Stunde durch eine Steinwüste in Richtung Strand laufen muss, wollten wir heute einen weiteren Versuch unternehmen. Wir hatten jedoch etwas Zeitdruck und sahen bereits am Parkplatz in der Nähe der Ringstraße, dass sehr viel los war und entschieden uns daher dagegen. Wir wollten ja auch bei einem zweiten Besuch noch etwas zu sehen haben. 😉

Statt des Flugzeugs war unser nächstes Ziel der Wasserfall Skogarfoss. Da die meisten Touristen auf ihren Reisen in Island die südliche Route befahren, sind entsprechend alle bekannten Sehenswürdigkeiten hoch frequentiert. Dazu zählt auch der Skogafoss. Praktischerweise ist er fast direkt an der Ringstraße gelegen. Am Fuße des Wasserfalls befindet sich auch ein Campingplatz, sodass man auch mit direktem Blick auf die Wassermassen, die sich tosend die Felswand herunterstürzen, übernachten kann. Das Ziel eines Landschaftsfotografen, ein Foto mit möglichst wenigen Menschen drauf zu machen, konnte ich hier nicht erreichen. Viele Menschen tummelten sich direkt am Fuße des Wasserfalls und im aufspritzenden Wasser stehend, um eines der begehrten Selfies zu bekommen. Glücklicherweise befindet sich in unmittelbarer Nähe ein zweiter, bisher noch etwas weniger besuchter Wasserfall. Der Kvernufoss. Um diesen zu erreichen, muss man eine kleine Wanderung unternehmen. Diese führt durch eine kleine Schlucht, in der sich der Wasserfall etwas weiter hinten versteckt. Er ist so von der Straße aus nicht einsehbar. Hier stürzt das Wasser in einem schmaleren Band den Felsen herab. Dadurch ist es aber möglich, über einen kleinen Trampelpfad hinter den Wasserfall zu gelangen. Hier hinter dem tosenden Wasser zu stehen und den schmalen Felskessel mit dem abfließenden Flüsschen zu sehen ist schon ein wunderschönes Gefühl.




Um nicht jede Nacht in einer anderen Unterkunft schlafen zu müssen, hatten wir uns bei der Planung überlegt, in Hella zwei Nächte zu bleiben. Dummerweise hatten wir genau hier weniger Glück mit der Unterkunft. Leider war es nicht besonders sauber und auch die Lage nicht besonders schön. Da es um Hella herum viel Landwirtschaft und auch entsprechend einige Pferdehöfe gibt, konnten wir uns aber trotzdem eine schöne Zeit machen. Highlight war hier ein Ausritt auf einem Isländer. Und das nicht nur für die geübte Reiterin Cora, sondern auch für mich, der noch nie wirklich auf einem Pferd gesessen, geschweige denn einen Ausritt gemacht hat. Nach einem anfänglichen mulmigen Gefühl freundeten sich mein Isländer und ich aber schnell an. Nachdem ich herausgefunden hatte wo das Gaspedal war, kam ich auch gut voran und konnte mit Cora und unserer dänischen Guide gut mithalten. Am Ende hat es wirklich Spaß gemacht auf dem gutmütigen Vierbeiner durch die isländische Landschaft zu reiten. Zur Belohnung für den überlebten Ausritt gönnten wir uns einen sehr guten Burger im Wikinger-Restaurant und Museum Valhalla. Wenn ihr mal in der Nähe seid, solltet ihr hier unbedingt vorbeischauen und wie ein Wikinger auf groben Holztischen und -bänken speisen.



Am nächsten Tag verließen wir den Süden Islands und führen über den Nationalpark Þingvellir in den Westen, auf die Halbinsel Snæfellsnes. Der Þingvellir Nationalpark befindet sich am nördlichen Ufer des Þingvallavatn und östlich der isländischen Hauptstadt Reykjavík. Dies ist nicht nur landschaftlich ein besonderer Ort, sondern auch geschichtlich. Hier treffen die tektonischen Platten Amerikas und Eurasiens aufeinander, was man an einem großen Riss, der sich hier durch die Landschaft zieht, unschwer erkennen kann. Außerdem liefen in der Wikingerzeit in der Ebene in der Nähe der Erdspalte mehrere Wege aus dem ganzen Land zusammen. Daher hielten die Wikinger hier einmal im Jahr ihre Volksversammlung ab.





Weiter ging es nach Snæfellsnes, der Halbinsel, der man nachsagt, dass sie die Schönheit der gesamten Insel im Kleinformat bietet. Weil wir dies im Vorfeld bereits mehrfach gelesen hatten und bereits von dem zurückliegenden Teil der Reise im Süden Islands so geflasht waren, befürchteten wir, dass uns die kommenden Tage etwas langweilen würden. Diese Angst war jedoch völlig unbegründet. Im Gegenteil blieb uns die Gegend als besonders schön in Erinnerung. Nach Þingvellir ging es ein längeres Stück zunächst ohne größere Sehenswürdigkeiten recht unspektakulär, aber dennoch schön, durch die Landschaft. Als erstes Ziel auf der Halbinsel steuerten wir die schwarze Kirche in Búðir an. Früher stand hier ein Fischerdorf, von dem heute jedoch nur noch die schwarze Holzkirche und ein Hotel übrig sind. Die einsame Kirche mit dem kleinen Friedhof, gelegen zwischen den Bergen auf der einen und dem Meer auf der anderen Seite ist ein ruhiger, typisch isländischer Ort.




Über gewundene Straßen durch riesige Lavafelder fuhren wir am Fuße des Snæfellsjökull entlang weiter nach Arnarstapi. Hier parkten wir am Hafen und stellten schnell fest, dass es hier und entlang der Steilküste wunderschön war. Mit einem Blick auf die Uhr merkten wir aber auch, dass wir ziemlich spät dran waren und die Rezeption an unserer Unterkunft in einer halben Stunde schloss. Ein Blick in Google Maps sagte uns eine Fahrzeit von 28 Minuten voraus. Das wurde knapp. Da wir telefonisch niemanden erreichten, sprangen wir also wieder ins Auto und fuhren so schnell es die kurvigen Straßen zuließen nach Hellissandur, nur um bei unserer Ankunft festzustellen, dass die Rezeption bereits geschlossen war, wir unseren Schlüssel aber in einem Schlüsselsafe mit Pinnummer bekamen. Der ganze Stress war also umsonst. 😀
Wir bezogen unsere Gemeinschaftsunterkunft mit zwei anderen Paaren, machten uns schnell etwas zu essen und fuhren geradewegs wieder zurück nach Arnarstapi, um da weiter zu machen, wo wir vor ein paar Stunden hektisch unsere Erkundungstour unterbrochen hatten. Da es zwischenzeitlich bereits später am Abend war, hatten wir nun aber bestes Sonnenuntergangslicht. Genau wie man es sich als Fotograf wünscht. Unser kleiner Panikmoment hatte also auch etwas Gutes.







Etwas weiter die Steilküste entlang in Richtung Westen befinden sich die Lóndrangar, zwei markante Felsnadeln an der Steilküste. Nur knappe zehn Minuten weiter befindet sich der in einer Bucht gelegene und von schroffen Felsen umgebene schwarze Strand Djúpalonssandur. Als wir dort ankamen, waren wir ganz alleine und konnten diesen mystischen Ort und den farbenfrohen Abendhimmel ganz für uns alleine genießen. Nur ein Polarfuchs lief plötzlich genau zwischen uns beiden her und verschwand anschließend wieder zwischen den Felsen. Leider war ich so perplex, dass ich es nicht schaffte ein Foto zu machen.






Nachdem wir dort noch den Sonnenuntergang genossen hatten, ging es dann endgültig in unsere Unterkunft in Hellisandur. Dieses Dorf ist bekannt für seine Kunstszene. So finden sich hier eine Vielzahl an künstlerisch verzierten Hauswänden über das ganze Dorf verteilt. Die Zeichnungen stammen dabei von verschiedenen Künstlern aus der ganzen Welt und sind teilweise schon sehr beeindruckend. Verlässt man Hellisandur, befindet sich rechts der Straße etwas abseits die Kirche Ingjaldshóll. Eine schmale Straße führt auf die auf einem kleinen Hügel gelegene Kirche zu. Dahinter erheben sich die schneebedeckten Bergrücken des Snæfellsjökull.









Folgt man der Küstenstraße weiter in Richtung Osten, folgt nach nicht langer Fahrt ein weiteres Wahrzeichen Islands: Der Kirkjufell. Dieser Berg ist ebenfalls eines der meist fotografierten Motive auf der Vulkaninsel. Der Berg hat eine schmale und sehr lang gezogene Form und ist direkt am Meer gelegen. Nähert man sich von Westen, sieht er zunächst wie ein auf dem Kopf liegender Schiffsrumpf von der Seite oder eben – wie der Name sagt – wie ein Kirchenschiff aus. In der Verlängerung des Kirchenschiffs, quasi vor seiner Spitze, befindet sich ein Wasserfall. Von hier sind auch die meisten Fotos aufgenommen, da sich hier die spitze Form des Berges zeigt. Wenn sich hier nicht gerade Unmengen an Touristen tummeln, kann man auch das ein oder andere schöne Foto schießen. Da auch ich ein Foto ohne Menschen haben wollte, brauchten wir etwas Geduld. Zwar wollte ich eine Langzeitbelichtung machen, bei der man ja die sich bewegenden Menschen ohnehin nicht mehr sieht. Während ich oberhalb des Wasserfalls stand, um selbigen zusammen mit dem Kirkjufell auf ein Foto zu bekommen, versuchte allerdings auch ein britischer Tourist eine Langzeitaufnahme von unterhalb des Wasserfalls zu machen. Da er aber kein Stativ dabei hatte, nutzte er einen großen hässlichen Karton und stand mir somit ständig im Bild herum. 😀




Obwohl wir noch ein paar Tage vor uns hatten, waren wir nun jedoch an dem Punkt, dass wir uns zumindest geographisch wieder in Richtung Flughafen aufmachten. Da wir bisher noch kein Glück mit den lang ersehnten Papageientauchern hatten, musste hier erst noch eine Lösung her. Durch etwas Recherche im Internet fanden wir heraus, dass es auf einer kleinen Insel vor Snæfellsness sehr viele Puffins geben sollte. Also buchten wir spontan eine Bootsfahrt von Stykkishólmur aus. Als wir im Hafen ankamen, stellte sich heraus, dass es keine weiteren Fahrgäste gab und wir somit eine private Bootstour mit Kapitän Hreiðar bekamen. Bevor wir rausfahren konnten, musste unser Kapitän aber erst einmal seine Fahrkünste unter Beweis stellen. In der Hafeneinfahrt lagen nämlich gerade ein Schiff der Hurtigruten und eine Autofähre. Nachdem wir durch dieses Nadelöhr durch waren, ließen wir uns den Wind um die Nase wehen und genossen die Fahrt bis zu der kleinen Insel. Die Großeltern von Hreiðar lebten hier früher als Leuchtturmwärter. Mittlerweile leben hier aber nur noch Puffins. Und davon extrem viele. Es flogen so viele um uns herum, dass wir teilweise gar nicht wussten, wo wir unser Objektiv zuerst hinhalten sollten. Als kleinen Zusatz zeigte uns Hreiðar dann noch eine Kormorankolonie und ein Seeadlerpaar in den Schären vor Stykkishólmur. Diese imposanten Tiere mal in freier Natur zu sehen war schon sehr besonderer Moment.













An unserem vorletzten Tag stand der Besuch der isländischen Hauptstadt Reykjavik an. Wir hatten uns hier einen ganzen Tag eingeplant. Nachdem wir aber in den Tagen davor, diese teilweise atemberaubende Natur und am Vortag noch das Highlight mit den Puffins und Seeadlern hatten, waren wir gar nicht auf Stadtbummel eingestellt. Tatsächlich ist Reykjavik meiner Meinung nach dafür auch nicht geeignet. Man sollte aber trotzdem einmal durch die Straßen mit den bunten Häusern bummeln. Auch den Hafen und die Hallgrimskirkja sollte man gesehen haben. Aber ein halber Tag ist dafür definitiv ausreichend.



Unser letzter Reiseabschnitt führte uns auf die Reykjanes-Halbinsel, auf der auch der Flughafen liegt. Von Reykjavik ging es zunächst zum Kleifarvatn und den geothermalen Feldern von Krýsuvík. Durch die Lavafelder und über die Bridge between Continents – auch hier ist der Riss zwischen der amerikanischen und der eurasischen tektonischen Platte sichtbar – ging es zu unserem letzten Übernachtungsziel in Sandgerdi. Mit einem guten Burger zum Abendessen ließen wir unsere erste Islandreise ausklingen. Cora und ich waren beide sehr beeindruckt von der Schönheit Islands und uns sicher, dass wir nicht das letzte Mal dort gewesen waren. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Es würde gerade mal ein Jahr dauern, bis wir wieder hier waren. Dank Corona fiel nämlich die geplante Südafrikareise ins Wasser und wir buchten stattdessen spontan wieder Island. Dieses Mal nahmen wir uns noch ein paar Tage mehr Zeit und wollten die ganze Insel umrunden. Mehr dazu gibt es dann aber in einem separaten Post. 🙂











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