Die Berge sind für mich immer wieder ein besonderer Ort, an dem ich mich bestens entspannen und abschalten kann. Daher versuche ich jedes Jahr mindestens einmal dort zu sein. Im letzten Jahr ging es im Sommer mal wieder in die Dolomiten. Die Gegend um Sexten, Cortina d’Ampezzo und bis zum Falzaregopass haben es mir besonders angetan. Mit dem Wohnmobil kann man diese Gegend am besten erkunden. Entweder übernachtet man auf dem Campingplatz oder für einzelne Nächte auch auf einem Parkplatz direkt auf einer der Passhöhen. Der Valparolapass, die Verbindung vom Falzaregopass bzw. Cortina ins Abteital, bietet sich für solche eine Übernachtung in den Bergen bestens an. Auf fast 2200 m Höhe hat man hier ein beeindruckendes Bergpanorama und ist ab spätem Nachmittag meist mit anderen Campern unter sich, da die Tagestouristen dann schon wieder zurück im Tal sind.
Langweilig wird es hier oben auch nicht. In unmittelbarer Umgebung gibt es sehr viel zu erkunden. Unweit liegt die Hochebene Alta Badia, die nicht nur im Winter für Skifahrer sehr beliebt ist, sondern sich im Sommer mit dem Mountainbike bestens erfahren lässt. Das Gebiet war außerdem im Gebirgskrieg im ersten Weltkrieg hart umkämpft, die Spuren sind häufig noch sichtbar. So gibt es direkt am Pass, im ehemaligen k.u.k.-Fots Tre Sassi ein Museum zu diesem Thema. Unterhalb des Passes befinden sich rekonstruierte Stellungen, die verdeutlichen, wie die Verhältnisse damals in diesem Teil des Krieges waren, bei dem mehr Menschen durch Kälte und Lawinen starben, als durch Kampfhandlungen. Die Berge rundherum sind außerdem durch eine Vielzahl an Stollen, die die Soldaten in den Fels getrieben haben, durchzogen und lassen sich auf den diversen Wanderungen noch heute erforschen. Neben einer Wanderung auf den Lagazuoi, bei der man in vielen Teilen durch den Berg läuft oder sich von der Seilbahn kutschieren lässt, bietet sich der auf der anderen Seite der Passstraße gelegene Hexenstein (Sass de Stria) für Wanderungen an. Ende 2018 wurde hier von italienischen Soldaten, die auf den Spuren eines Offiziers aus dem ersten Weltkrieg waren, ein neuer Klettersteig eingerichtet. Diesen wollte ich unbedingt mal ausprobieren und nahm diesen daher zusammen mit meinem Vater in Angriff.
Der neue Klettersteig “Via Ferrata Sottotenente Fusetti” hat einen Schwierigkeitsgrad von B/C. Um ihn zu erreichen, lohnt sich zunächst vom Parkplatz am Valparolapass eine Umrundung des Hexenstein. Dabei geht es zuerst in Richtung Falzaregopass und durch den Goiginger Stollen. Helm und Helmlampe sollte man hier in jedem Fall dabei haben! Durch die in den Fels gehauenen Sichtfenster ehemaliger MG-Stellungen ergeben sich schöne Panoramablicke auf die Bergwelt ringsum. Nach dem Stollen und der Querung eines breiten Geröllfeldes folgt dann der Einstieg zum Klettersteig. Dieser geht anschließend in der Wand relativ senkrecht nach oben. Durch diese relative Steilheit und einige recht glatte Stellen, an denen man kaum einen Tritt im Fels findet, ist dieser Klettersteig schon einer der anstrengenderen, die ich bisher gemacht habe. Dennoch ist es auch gleichzeitig einer der schönsten, da man zu jeder Zeit tolle Panoramasichten hat.
Der Ausstieg befindet sich ein ganzes Stück unterhalb des Gipfels auf einem stark zerfurchten Plateau. Dieses ist durch eine Vielzahl von Laufgräben der österreichischen Soldaten durchzogen. Durch diese Gräben kann man anschließend noch bis auf den 2477m hohen Gipfel gehen. Über den Normalweg geht es dann wieder zurück ins Tal. Zurück am Wohnmobil gibts zur Belohnung ein kühles Bier und die schöne Aussicht bis hinüber zum Col di Lana und der Marmolata dahinter.